Die 3 „K“ Kuchen, Kalorien, Klischees

Ein Cafe – Klatsch der anderen Art

Hallo liebe Leserinnen und Leser,

stellt euch vor, ihr sitzt da, in einem Café, das vor Leben nur so summt, und genießt  euren Kaffee, während ihr euch genüsslich ein Stück Kuchen gönnt. So ein kleiner  Moment des Glücks, nicht wahr? Nun, mein Tag hatte auch so begonnen, bis ich  Gesellschaft bekam, unerwartet und ungewöhnlich. Ich bekomme oft Gesellschaft.

Eine Dame fragte mich, ob sie sich zu mir setzen dürfe. Natürlich, warum nicht?  Gesellschaft kann ja erfrischend sein. Sie lächelte und meinte dann, mein Kuchen  sähe zwar köstlich aus, sei aber sicher eine wahre Kalorienbombe. In meinem Kopf  vollführte ich einen dramatischen Augenroll-Moment,  der wahrscheinlich bis in die hinterste Ecke des Cafés zu hören war. Aber ich,  die Höflichkeit in Person, lächelte nur. Dann kam’s: „Das muss dir doch unangenehm sein.“ Ich, ganz cool: „Sorry, mir ist  nichts unangenehm.“ Sie, mit einem Ton, als hätte sie gerade das Geheimnis des  Universums gelüftet: „Ja, das sagen alle Menschen mit mehr Fülle.“ Oh, wirklich?  Neuigkeiten für mich!

Ich wollte eigentlich nicht in Verteidigungsstellung gehen oder mich rechtfertigen,  und schon gar nicht wollte ich so ein Gespräch führen. Aber sie war hartnäckig.  „Menschen wie Sie sind krank vom falschen Essen.“ Ich war perplex. Sehe ich krank aus?  „Nein“, sagte sie, „aber Bluthochdruck und Zucker haben Sie bestimmt.“ Sprachlosigkeit  ist selten mein Ding, aber in diesem Moment war sie es.

Und dann fragte sie, ob ich nicht zu meinem Wohl abnehmen wolle. Innerlich  fühlte ich mich, als würde alles enger werden. Jahrzehnte des Umgangs mit solchen  Vorurteilen hatten mich gelehrt: Dieser ganze Mist ist es, der uns ‚Dicken‘ dick bleiben lässt.  Aus Trotz. Denn nein, ich nehme nicht ab, um in ein gesellschaftliches Bild zu passen.

Ich sagte ihr, dass es ein nettes Gespräch hätte werden können, aber ihr missionarischer  Eifer und ihre Vorurteile machen es mir unmöglich, weiter zuzuhören.  „Typisch dick“, sagte sie dann auch noch frech. Ich lächelte nur. Vielleicht,  weil sie nicht verstehen dass die Ablehnung von ihr ausging. Sie kommen erst gar nicht auf diesen Gedanken.

Ich erklärte ihr: Kein Mensch will bekehrt werden. Niemand möchte sich falsch  fühlen. Sie verpassen die Gelegenheit, einen freundlichen, fröhlichen, charmanten  und weisen Menschen kennenzulernen, alles wegen ihrer Vorurteile. Wie sie Menschen behandeln zeigt sie und ihre Defizite und ihre Ängste und hat nichts mit mir und meiner Figur zu tun. Wie ich mit anderen Menschen umgehe, zeigt mich.

Also, liebe Dame aus dem Café, und allen anderen Menschen mit Vorurteilen und Abneigungen, danke für die Erinnerung an die Vorurteile,  die ich längst überwunden habe. Ich bin glücklich,  Kuchen zu essen, wenn mir danach ist,  und Menschen wie Ihnen in die Augen zu schauen,  sie anzulächeln und ihnen einen schönen  Tag zu wünschen.

In diesem Sinne, liebe Leser, lasst uns alle ein Stück Kuchen  essen und dabei glücklich sein, ganz egal, was die anderen sagen.  Denn am Ende des Tages ist es unser Lächeln, das zählt, nicht die Kalorien.

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