Es war ein ganz gewöhnlicher Tag, an dem das Außergewöhnliche leise an meine Tür klopfte. Nach einer erfrischenden Runde im Schwimmbad, wo das Wasser nicht nur den Körper, sondern auch die Seele reinigt, traf ich auf eine Frau, die mir in mehr als einer Hinsicht ähnelte. Sie war eine regelmäßige Leserin meiner Blogs, fand meine Gedanken spannend und lud mich auf einen Kaffee ein. Was als eine einfache Verabredung begann, entfaltete sich zu einem tiefgründigen Dialog unter den Schatten spendenden Bäumen eines friedlichen Parks.
„Trauercoach muss eine schwere Aufgabe sein“, begann sie das Gespräch mit einer Annahme, die so viele teilen. „Es kommt auf die Situation an“, antwortete ich, „Trauer ist nicht gleich Trauer.“ Es ist ein komplexes Geflecht aus Emotionen, Erinnerungen und unausgesprochenen Worten. Ich glaube daran, dass es in Ordnung ist, sich in seiner Trauer zu verlieren, solange wir einen Weg finden, uns wiederzufinden.
Die Frau, die mir gegenübersaß, trug eine Last mit sich, die schwerer war als das Wasser, das wir gerade durchschnitten hatten. Ihre Trauer war ein ständiger Begleiter, ein Schatten der Vergangenheit, der sich in die Gegenwart schlich. Sie sprach von ihrer Familie, von Ungerechtigkeiten, die nie anerkannt wurden, von einem Verständnis, das sie sich so sehnlichst wünschte, aber nie erhielt. „Verstehst du denn deine Familie?“, fragte ich sie. Es ist leicht, von anderen zu erwarten, dass sie uns verstehen, aber oft vergessen wir, dass auch sie nur Menschen sind, geprägt von ihren eigenen Erfahrungen und Glaubensmustern. Wir alle tragen unsere Geschichte mit uns, und manchmal sind es gerade diese unterschiedlichen Perspektiven, die uns trennen. Warum also, fragte ich sie, warum sich die Mühe machen und die Vergangenheit wie eine schwere Kette hinter sich herziehen? Ihre Antwort war Stille, ein Spiegel ihrer Verwirrung. Ich bin bekannt für meine Direktheit, denn ich habe gelernt, dass Umwege oft in die Irre führen. Die Vergangenheit kann man nicht ändern, aber man kann lernen, sie loszulassen.
Viele Therapeuten und Coaches predigen, dass man die Vergangenheit aufarbeiten muss, um Frieden zu finden. Doch ich glaube, es ist oft heilsamer, sie zu akzeptieren und dann den Stecker zu ziehen, um ihr die Energie zu entziehen. Was zählt, ist nicht, was geschehen ist, sondern was wir daraus machen.
Die Frau suchte nach Anerkennung und Schuld für eine Vergangenheit, die ihre Familie nicht sehen wollte. Ich konnte ihr nicht das geben, was sie suchte. Mein Glaube und meine Überzeugung stehen im Einklang mit der Verantwortung für das eigene Leben, mit dem Aufbau von Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. So endete unser Gespräch, und wir gingen getrennte Wege. Sie war noch nicht bereit, ihre Last abzulegen, und ich könnte sie nur auf einem Weg begleiten, der zu Selbstentdeckung und Neudefinition führt.
In diesem Park, bei einem Kaffee, wurde mir einmal mehr bewusst, dass das Loslassen eine Kunst ist, die wir alle erlernen können. Es ist ein Akt der Liebe zu sich selbst, ein Schritt hin zu einem Leben, das von uns selbst definiert wird, nicht von den Schatten der Vergangenheit.
Familien können eine Quelle der Freude sein, wenn wir uns im Hier und Jetzt begegnen, frei von Vorwürfen und Anschuldigungen. Ich möchte alle, die meinen Blog lesen, einladen, sich selbst zu reflektieren und zu überlegen, wie jeder von uns dazu beitragen kann, dass diese Treffen harmonischer ablaufen. Manchmal finden wir in unserer Familie vielleicht nicht das, wonach wir suchen, und es kann der richtige Schritt sein, sich zu distanzieren. Obwohl es oft heißt, man solle sich nicht von seiner Familie trennen, glaube ich, dass es manchmal notwendig ist, um persönlich zu wachsen. Ich habe mich entschieden, diesen Weg zu gehen, und ich tue es ohne Bitterkeit. Im Gegenteil, ich bin dankbar für die Erfahrungen, die mir geholfen haben, mich selbst zu lieben und zu der Person zu werden, die ich sein möchte. Meine Familie hat mir auf ihre Weise die Chance gegeben, zu wachsen. Jedes Familienmitglied ist einzigartig und wertvoll, und das ist wunderbar. Es bedeutet einfach, dass unsere Wege nicht immer zusammenführen. Und das ist in Ordnung.